Eisschießen, (im Sommer auch Stockschießen) genannt, ist eine Sportart, die vor allem im alpenländischen Raum sehr verbreitet ist. Sie findet ihren Ursprung im skandinavischen Raum und wurde im 13. Jahrhundert das erste Mal erwähnt. Damals war es eher als Winterbeschäftigung der armen Leute gedacht. Denn die Jagd und diverse andere Sportarten wie das Fechten oder Reiten war nur den reichen Menschen vorbehalten. Alles was die Bauern und Handwerker dazu brauchten, war ein zugefrorener See, eine Holzplatte mit Stiel (Eisstock) und ein Holzwürfel der als Daube genutzt wurde.
Im Laufe der Zeit hat sich das Eisschießen und sein Turniergeschehen dermaßen entwickelt, dass sich jede Woche viele Tausende Menschen für diesen Sport begeistern und ihn aktiv ausüben. Allein in Österreich sind (Stand 2020) über 88.000 aktive Stockschützen gemeldet.
Bei der Eisstock WM 2020 in Regen waren mehr als 700 Athleten aus 25 Nationen am Start. Hier ein Video von der Eröffnungsfeier:
erstellt von @eisstockvideo
Die Faszination des Eisstockschießens liegt in der Mischung aus Präzision, Strategie und Teamgeist. Es ist ein Sport, der leicht zu erlernen ist, aber gleichzeitig viel Raum für taktische Finessen bietet. Um die Spannung und den Reiz dieses alpinen Sports zu verstehen, werfen wir einen detaillierten Blick auf die Spielweise, die Regeln und das Spielfeld.
Das Ziel: Die Daube im Visier
Das Ziel beim Eisstockschießen ist einfach, aber herausfordernd: Jede Mannschaft versucht, ihre Eisstöcke so nah wie möglich an die Daube zu platzieren. Die Daube ist ein kleiner, ringförmiger oder runder Zielkörper, der vor Beginn eines Durchgangs im Zielfeld positioniert wird. Es ist ein Spiel um Zentimeter, bei dem Präzision und Gefühl über Sieg oder Niederlage entscheiden.
Die Stockbahn: Drei Zonen der Entscheidung
Das Eisstockfeld ist klar strukturiert und in drei Hauptzonen unterteilt.
- Das Standfeld ist der Bereich, von dem aus die Spieler ihre Eisstöcke abgeben. Eine feste Abspielstelle (Furse) sorgt für Chancengleichheit.
- Die Stockbahn ist die Verbindungsstrecke zwischen Standfeld und Zielfeld. Hier gleitet der Eisstock entlang und die Beschaffenheit der Bahn (Eis, Asphalt oder Kunststoff) beeinflusst maßgeblich seine Geschwindigkeit und Richtung.
- Das Zielfeld: Hier liegt die Daube und hier entscheidet sich, welche Mannschaft die Nase vorn hat. Das Zielfeld ist oft zusätzlich markiert, um die Abstände zur Daube besser beurteilen zu können. Die Daube selbst wird zentral im Zielfeld platziert, meist auf einer markierten Mittellinie.
Die "Kehre": Herzstück des Spiels
Ein Spielzug beim Eisstockschießen wird als „Kehre” bezeichnet. In jeder Kehre geben die Spieler abwechselnd ihre Eisstöcke ab. In der Regel besteht eine Mannschaft aus vier Spielern, von denen jeder seinen Stock einmal pro Kehre schießt. Nach jedem Schuss bleibt der Eisstock auf dem Spielfeld liegen, es sei denn, er verlässt das Feld oder wird durch einen anderen Stock aus dem Spiel geschoben.
Die Reihenfolge der Schützen sowie die Taktik – versucht man, den eigenen Stock näher an die Daube zu bringen, gegnerische Stöcke wegzustoßen oder die Daube zu verschieben – machen jede Kehre zu einem strategischen Duell.
Das Punktesystem: Wer am Ende die Nase vorn hat
Nachdem alle Eisstöcke einer Kehre geschossen wurden, erfolgt die Wertung. Das Prinzip ist einfach: Die Mannschaft, deren Eisstöcke am nächsten an der Daube liegen, erhält Punkte.
- Die Mannschaft, die ihren Stock am nächsten an der Daube platziert hat, bekommt die Punkte.
- Für den eigenen Stock, der am nächsten an der Daube liegt als der beste Stock der gegnerischen Mannschaft, gibt es drei Punkte. Für jeden weiteren gibt es zwei Punkte drauf.
- Liegt ein gegnerischer Stock im Weg und verhindert so die Wertung der eigenen Stöcke, kann man versuchen, diesen Stock zu entfernen oder die Daube zu verschieben, um eine bessere Position zu erreichen.
Die Punkte werden nach jeder Kehre zusammengezählt. Gewonnen hat die Mannschaft, die nach einer festgelegten Anzahl von Kehren (oft 6 oder 8) die höchste Gesamtpunktzahl erreicht hat. Bei Gleichstand kann es zu einer zusätzlichen Entscheidungskehre kommen.
Eisstockschießen ist also weit mehr als nur ein einfaches Schieben der Eisstöcke. Es ist ein faszinierendes Zusammenspiel aus Konzentration, Technik und klugen Entscheidungen, das Spieler und Zuschauer gleichermaßen begeistert.